Inklusion hat einen wirtschaftlichen Wert!

12.11.2019 | 12.11.2019 | Paderborn | Unternehmer und Inklusions-Experten diskutieren über berufliche Perspektiven von Menschen mit Behinderung.
Sie informierten über Erfolge und Fördermöglichkeiten (von links nach rechts): Regina Schafmeister, Jochen Häger, Sabine Schröder, Helmut Böhmer, Dietmar Mantel und die Geschäftsführerin der Initiative für Beschäftigung OWL, Janine Leifert.

Schon der Ort dieses Treffens ist ein besonderer – und er war ganz sicher nicht willkürlich gewählt: Das Hotel Aspethera in Paderborn ist eines von insgesamt acht Inklusionsunternehmen, die Kolping Paderborn betreibt. 2006 eröffnet, beschäftigt das Hotel heute 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 25 mit anerkannten Schwerbehinderungen. Hier kamen gestern (am Montag, dem 11. November 2019) knapp 40 Vertreter aus Unternehmen, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und anderen Institutionen zusammen, um sich über Inklusion und die berufliche Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen auszutauschen. Dazu eingeladen hatte die Initiative für Beschäftigung OWL e. V.

„Inklusionsbetriebe sind ganz normale Betriebe. Und sie sind wirtschaftlich wertvoll.“ Das betonte Regina Schafmeister, als Vorsitzende der Stiftung KOLPING-FORUM Paderborn die Gastgeberin des Treffens. „In unserem Hotel arbeiten Menschen mit Behinderungen in allen Abteilungen“, erläuterte sie. „Es gibt keine Behinderung, bei der wir sagen: Dieser Mensch kann nicht bei uns mitarbeiten.“ Im Hotel Aspethera sind Menschen mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungen tätig, Rollstuhlfahrer zum Beispiel ebenso wie Menschen mit Hörschädigungen. Auch eine der sieben Auszubildenden hat eine anerkannte Schwerbehinderung.

Dietmar Mantel, Geschäftsführer des Kolping-Berufsbildungswerkes in Brakel, erläuterte die Möglichkeiten, die junge Menschen mit dem Förderschwerpunkt Lernen in der Einrichtung im Kreis Höxter haben. Bei der Weiterentwicklung der Angebote der beruflichen Bildung ist die Digitalisierung ein Schwerpunkt. So gibt es verschiedene Projekte, die sich mit Lernen via Augmented Reality und Virtual Reality befassen. Zum Beispiel können die Gästezimmer des Hotels Aspethera vom Personal virtuell begangen werden. Der virtuelle Rundgang schließt Hinweise und Lernschritte zu den einzelnen Arbeitsschritten ein.

Die gemeinnützige Haxterpark GmbH ist ein weiteres Beispiel für ein erfolgreiches Inklusionsunternehmen im Kreis Paderborn. 46 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 18 mit Behinderungen, betreiben hier einen Golfplatz mit 18-Loch-Anlage und Gasthaus. „Hervorgegangen sind wir 2004 aus dem Ansatz, Golf als inklusiven Sport mit Menschen mit Behinderung anzubieten,“ berichtete Geschäftsführer Helmut Böhmer. Er denkt über den eigenen Golfplatz hinaus: In Zusammenarbeit mit dem Kolping-Berufsbildungswerk in Brakel soll demnächst bei der Ausbildung der Werker im Gartenbau das Modul Sportrasenpflege angeboten werden. Böhmer: „In Deutschland gibt es rund 80.000 Sportstätten. Die meisten werden nicht von Gartenbau-Unternehmen gepflegt, weil die Betreiber dafür kein Geld haben. Ein riesiges Arbeitsfeld für qualifizierte Menschen mit Behinderung.“

Für die Schaffung oder Besetzung von Arbeitsplätzen von Menschen mit Beeinträchtigungen gibt es viele Fördertöpfe. Das erläuterte Sabine Schröder vom Unternehmensnetzwerk Inklusion. Zum Beispiel den Eingliederungszuschuss der Agentur für Arbeit, Investitionskostenzuschüsse der Landschaftsverbände oder das Budget für Arbeit bei der Einstellung von Menschen, die bislang in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) gearbeitet haben. „Auch die Suche nach Sponsoren kann ein Weg sein, der in unserem Fall erfolgreich war. Wir haben für jede Spielbahn einen eigenen Sponsor“, stellte Haxterpark-Geschäftsführer Helmut Böhmer fest.

Jochen Häger von proWerk Bethel in Bielefeld betreut rund 270 Menschen, die sogenannte betriebsintegrierte Arbeitsplätze besetzen. Sie arbeiten eigentlich in einer WfbM. Ihre Arbeitsplätze sind aber in Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarktes ausgelagert. Auch hierfür gibt es finanzielle Fördermöglichkeiten. „Unternehmen brauchen im ersten Schritt oft Beratung, die sie bei uns bekommen“, so Häger.

Pressetext und Foto: Mario Polzer, Kolpingwerk Diözesanverband Paderborn