Eintreten für eine bessere Welt

25.05.2021 | Würzburg | Adolph-Kolping-Schule in Würzburg ist seit dem 25. März 2021 offiziell eine „Schule ohne Rassismus“

Nun prangt sie endlich an der Schule, die Leitlinie für das Verhalten bei Angriffen, Anfeindungen und Diffamierung: Seit dem 25. März ist die Würzburger Adolph-Kolping-Schule „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Tatsächlich treten Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer schon seit 2016 couragiert für ein gutes Miteinander ein. Die offizielle Übergabe der Schilder, die pandemiebedingt im kleinsten Kreis stattfand, motiviert, weiterhin gegen jede Form von Ausgrenzung vorzugehen.

Mitunter sind Titelverleihungen rein kosmetische Maßnahmen, die kurz für Aufsehen sorgen, ohne dass sie sonderlich nachhaltig wären oder gar in die Tiefe gingen. Das soll beim Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ nicht so sein. Dafür sorgen Patinnen und Paten, die den Schulen zur Seite stehen. Mit Dr. Josef Schuster, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, gewann die Adolph-Kolping-Schule einen äußerst prominenten Paten. Aber auch Wolfgang Schäflein, langjähriger Psychologe der in die Schule integrierten Heilpädagogischen Tagesstätte, will die Schülerinnen und Schüler in ihrem Engagement gegen Rassismus auch in Zukunft unterstützen.

In seinem Grußwort bestärkte Dr. Schuster die Teenager, mit allen Mitteln dafür zu kämpfen, dass Menschen, die ausgrenzen und spalten wollen, keinen Zollbreit an Boden gewinnen. Hass, so der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Würzburg, dürfe in der Adolph-Kolping-Schule keinen Platz haben. Darauf zu achten sei in den aktuellen Krisenzeiten besonders wichtig, kommt es doch gerade in historisch schwierigen Phasen leicht und nur allzu oft dazu, dass Menschen, die anders aussehen oder eine andere Religion haben, ausgegrenzt werden. Jeder Mensch habe, völlig unabhängig von seinem kulturellen oder sozialen Hintergrund, ein Recht darauf, fair behandelt zu werden.

Eine Welt, in der die Menschen „genormt“ sind, wird kaum jemand wollen. Es ist schön und es ist spannend, dass wir Menschen so verschieden sind, dass wir verschieden aussehen und dass wir verschieden denken. Und doch wird dauernd gewertet. Wird privilegiert. Und herabgewürdigt. „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu sein, bedeutet, sich für eine andere, bessere, bunte Welt einzusetzen, unterstrich Stefan Bothe, Geschäftsführer von Kolping-Mainfranken. „Eine Welt, in der Menschen couragiert für die Rechte von Minderheiten einstehen, ist eine bessere Welt“, sagte er.

Während Dr. Josef Schuster mahnte, die Erinnerung an das, was im NS-Regime geschehen ist, wachzuhalten, erinnerte Stefan Bothe an Adolph Kolping und dessen Einsatz für Menschen am Rande der Gesellschaft. Kolping habe sich für diese Menschen eingesetzt: „Und er hat stets den ganzen Menschen in den Blick genommen.“ Darauf basiert bis heute die Pädagogik in der Adolph-Kolping-Schule. „Der Mensch ist mehr als das, was er kognitiv kann“, sagte Bothe vor jugendlichen Vertretern der Berufsschule, der Mittelschule und der Heilpädagogischen Tagesstätte. In der Adolph-Kolping-Schule werde der Mensch mit seiner gesamten, einmaligen Persönlichkeit wahrgenommen.

Rassistisch kann eine kurze, irritierende Bemerkung sein, die ganz nebenbei fällt. Manchmal bleibt es auch dabei. Doch genau das weiß man nicht. Knappe Worte können am Beginn einer Hasslawine stehen. „Rassismus fängt mit Verachtung, Geringschätzung und Herabwürdigung an“, bekräftigte Schulpate Wolfgang Schäflein. Er ermunterte die Schülerinnen und Schüler, tatsächlich null Toleranz gegen Rassismus zu zeigen, kommt er auch noch so harmlos daher: „Bleibt beharrlich und couragiert auf eurem Weg!“

Weil die offizielle Feier der Titelverleihung nur mit wenigen live anwesenden Gästen stattfinden konnte, schaltete sich Hanna Friehs, Regionalkoordinatorin von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, per Video zu. „Durch euren Einsatz tragt ihr zu mehr Menschlichkeit in unserer Gesellschaft bei“, betonte die frühere Bezirksschülersprecherin von Unterfranken. Stärkend wirkt, dass sich die Schule eingebunden weiß in ein großes Schülernetz, das sich über ganz Deutschland erstreckt. Hanna Friehs zufolge gehören inzwischen bundesweit fast 3.500 Schulen dem Netzwerk an. In Bayern sind nahezu 700 Bildungseinrichtungen „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

Über das Netzwerk wird Hintergrundwissen zum Thema „Rassismus“ vermittelt, es gibt Materialien, Vernetzungstreffen und Workshops. Die einzelnen Schulen halten das Thema durch Arbeitsgruppen, Projekttage und Infostände wach. Auch an der Adolph-Kolping-Schule wurde das Thema in den vergangenen fünf Jahren auf vielfältige Weise beackert. So gestalteten die Schülerinnen und Schüler Graffitis. Viel wichtiger als diese Aktionen allerdings sei es, die Ideale, die mit dem Begriff „Anti-Rassismus“ verbunden sind, tagtäglich zu leben. Mit dem Ziel, so Hanna Friehs, dass sich alle in der Schulgemeinschaft wohl fühlen.

Pressetext und Foto: Kolping-Schulwerk GmbH